Julia Komp war mit 27 Jahren die jüngste Sterneköchin Deutschlands: Im Jahr 2016 erhielt sie ihren ersten Michelin-Stern. Wenige Jahre später beschließt sie, auf Reisen zu gehen. Ihr 14-monatiger Trip führt die gebürtige Rheinländerin in 30 verschiedene Länder, unter anderem in das facettenreiche Malaysia. Wir haben mit Julia Komp über ihre kulinarischen Erfahrungen und ihre prägendsten Momente in Malaysia gesprochen.
Tourism Malaysia: Frau Komp, Sie kommen gerade von einer Reise nach Südeuropa zurück. Wie groß ist Ihr Fernweh in die weite Welt? Wie groß ist vielleicht auch das Fernweh nach Malaysia?
Julia Komp: Mein Fernweh ist aktuell wirklich riesig! Als ich nach meiner 14-monatigen Reise nach Hause gekommen bin, war ich gleich im Lockdown der ersten Corona-Welle gefangen. Ein Kontrast zu der Weltreise und meinem vorherigen Job, wo ich immer viel unterwegs war – mindestens einmal im Monat. Daher fehlt mir das Reisen und das Unterwegssein gerade total.
Asien vermisse ich allein schon wegen des guten Wetters und dem guten Essen sehr. Am liebsten direkt den Koffer packen und weg! Gerne würde ich dabei auch meine Freunde mitnehmen. Gemeinsam kann man Erlebnisse noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Während meiner Weltreise war ich nämlich meistens allein unterwegs.
Tourism Malaysia: Sie haben es gerade schon einmal kurz erwähnt: Im Jahr 2019 haben Sie beschlossen, für längere Zeit zu reisen – unter anderem nach Nordafrika, in den Mittleren Osten und nach Asien. Wie kam es dazu?
Julia Komp: In dem Restaurant, in dem ich vor meiner Reise gearbeitet habe, haben wir schon immer sehr viel asiatisch und orientalisch gekocht. Aber natürlich ist es schwer, Gerichte zu kochen, die man selbst nur als „eingedeutschte“ Version kennt. Klar kann ich zum Koreaner gehen und Kimchi essen – aber ich wette, dass das Kimchi hier in Deutschland anders schmeckt als in Korea. Und das ist bei ganz vielen Gerichten der Fall. Irgendwann habe ich mich gefragt, wie ich all die Gerichte authentisch kochen soll, wenn ich nicht weiß, wie sie im Original schmecken. Dann habe ich mich entschlossen, dorthin zu reisen!
Tourism Malaysia: Was genau hat Sie auf Ihrer Reise nach Malaysia verschlagen? War das eine spontane Entscheidung oder war der Aufenthalt dort länger geplant?
Julia Komp: Malaysia stand von Anfang an auf meiner Liste!
Meine allererste Reise in Asien ging aber nach Sri Lanka. Dort habe ich für die Deutsche Botschaft gekocht. Der Küchenchef aus diesem Hotel ist dann irgendwann nach Malaysia gezogen. 2015 bin ich dann zu ihm gereist und habe für drei Wochen ein Praktikum bei ihm im Hotel gemacht, in Penang.
Hier habe ich eine große Community kennengelernt und durch diese Menschen auch die Landesküche selbst entdeckt. Und so sollte es doch eigentlich sein! Auch danach sind wir alle noch weiter in Kontakt geblieben, obwohl jeder seinen eigenen Weg gegangen ist. So wurde mir klar, dass ich auf jeden Fall noch einmal nach Kuala Lumpur möchte.
Tourism Malaysia: Vier Jahre später, im Jahr 2019, war es dann endlich soweit – Ihre zweite Reise nach Malaysia. Wo genau haben Sie dort gekocht?
Julia Komp: Der Plan war, zunächst in traditionellen Straßenküchen und an Streetfood-Ständen zu kochen. Ohne Connections war es aber schon recht schwer, dort reinzukommen. Im Endeffekt bin ich dann doch in „richtigen“ Restaurants gelandet, die eher in Richtung Fine-Dining gingen, darunter auch das „Dewakan“. Der Besuch dort wurde mir von zwei Köchen empfohlen, die ich auf Bali kennengelernt habe. Die Küche sei fantastisch, sehr außergewöhnlich und modern. Den Besuch habe ich dann wirklich gemacht, in Form eines einwöchigen Praktikums. Besonders gefallen hat mir, dass wir abends immer mit dem Team etwas trinken oder essen waren.
Die Küche, der Küchenstil, die handwerkliche Fähigkeit und die Ideen hinter den Gerichten waren bei „Dewakan“ wirklich super, sehr gehoben. Mein dortiger Chef hat mich dann weiter in das Restaurant „Nadodi“ geschickt, ein indisches Restaurant. Er wusste, dass ich neugierig auf die Welt der Gewürze war. Auch das „Nadodi“ war fantastisch. Es herrschte immer Trubel in der Küche, was auch an der großen Zahl der Mitarbeiter lag. Das Ergebnis war immer super und alle Gerichte wurden sehr schön angerichtet. Insgesamt war ich knapp 10 Tage in Kuala Lumpur.
Tourism Malaysia: Wie hat Ihnen Kuala Lumpur selbst gefallen?
Julia Komp: Als ich dort nach vielen Stopps in Asien ankam, dachte ich mir: „Das erinnert mich ein wenig an mein Leben in Europa“. Die Stadt ist sehr international und modern. Ich hätte auch einfach dort bleiben können, es hat mir an nichts gefehlt!
Tourism Malaysia: Was sind die größten Unterschiede zwischen der deutschen und der malaiischen Küche? Was ist typisch für die Landesküche Malaysias?
Julia Komp: Die deutsche und die malaiische Küche kann man gar nicht miteinander vergleichen. Das sind einfach zwei komplett andere Welten.
Allgemein ist die Küche in Malaysia und ganz Asien einzigartig. Gerade die Fischsoße, die viel genutzt wird, sorgt für einen ganz besonderen Geschmack. Viele Gerichte sind für den europäischen Gaumen wegen der Fischsoße streng, auch im Geruch. Für die Fischsoße wird Makrele verwendet, die schon einen sehr intensiven Geschmack hat und durch die lange Kochzeit noch einmal intensiver schmeckt. Ich glaube zum Beispiel, dass man Laksa, eine Suppe, schon einige Male essen muss, um sich an den Geschmack zu gewöhnen. Ich persönlich bin aber ein großer Fan der Fischsoße!
Sonst ist die malaiische Küche leicht scharf, aber meiner Meinung nach nicht zu scharf. Auffällig sind auch die vielen verschiedenen Einflüsse aus anderen asiatischen Ländern.
Tourism Malaysia: Welche kulinarische Erfahrung in Malaysia war besonders lehrreich? Was ist Ihnen da besonders positiv in Erinnerung geblieben?
Julia Komp: In Kuala Lumpur habe ich eine Reisegruppe aus Indonesien kennengelernt, die alle supernett waren. Und dann sind wir abends zusammen essen gegangen und haben die ganze Karte hoch und runter bestellt. Allgemein habe ich während meiner Zeit viel Nudeln und Reis gegessen, aber auch sehr viele Suppen und verschiedene Currys. Ich habe eine Vorliebe für die indische Küche und habe daher auch viel indisch in Kuala Lumpur gegessen, in Little India. Außerdem haben wir viel Tee getrunken, auch in der Küche. Das war mir vorher gar nicht bewusst, dass Malaysia eine so starke Teekultur hat.
Was ich in Malaysia tatsächlich das erste Mal gegessen habe, war Bananenblüte. Daraus wurde ein Bananenblütencurry gemacht, das echt lecker war. Und meine erste frische Kokosnuss habe ich auch 2015 in Malaysia getrunken. Das war eine Erfahrung!
Was mir außerdem gut gefallen hat, ist, dass die Gerichte meist direkt auf Feuer gekocht werden und dadurch richtig heiß sind. Auch cool fand ich, dass die Köche bei „Dewakan“ einmal im Monat in den Dschungel gefahren sind, um Dschungelfrüchte zu sammeln. Bei „Dewakan“ wurde außerdem die Fischsoße selbst fermentiert – das hat wirklich stark gestunken.
Tourism Malaysia: Was darf bei Ihnen im Alltag nicht fehlen, was typisch für die malaiische Küche ist? Haben sie irgendetwas nach Deutschland mitgenommen, zum Beispiel bestimmte Gewürze oder Zubereitungsweisen?
Julia Komp: Tatsächlich eher weniger, da ich zu Hause vor allem orientalisch und japanisch koche. Ich glaube, dafür hätte ich in einem traditionellen malaysischen Restaurant kochen müssen und nicht in einem Fine-Dining Restaurant wie „Dewakan“. Die Zeit war leider zu kurz!
Ein Nasi Lemak Rezept ist mir aber besonders in Erinnerung geblieben: Das habe ich auch in mein neues Kochbuch „Meine Weltreise in Rezepten“ integriert. Auch Sambal und Fischsoße würde ich gerne noch einmal nachkochen.
Tourism Malaysia: Nachdem Sie sich einige Zeit durch die kulinarischen Köstlichkeiten Malaysias geschlemmt haben, was würden Sie sagen, ist Ihr malaiisches Lieblingsgericht?
Julia Komp: Rendang. Besonders wenn es scharf und richtig würzig ist. Ich habe es gerne mit Rind und in einer roten Soße gegessen. Besonders gut hat es mir geschmeckt, wenn es nicht allzu lang gekocht wurde.
Tourism Malaysia: Apropos kochen: Wie kocht man eigentlich einen richtig guten Reis?
Julia Komp: Ich würde Jasminreis oder Basmatireis benutzen und ihn zuerst einmal waschen. Dann mit der 1,5-fachen Menge an Flüssigkeit kochen. 1/3 des Wassers ersetze ich immer mit Kokosmilch, sodass der Reis besonders cremig wird. Dann kommen Gewürze wie Salz, Ingwer und Kardamomkapseln hinzu. Man kann auch eine Stange Zimt mitkochen lassen, alternativ Sternanis oder Zitronengras.
Tourism Malaysia: Wenn Sie mit etwas zeitlichem Abstand allgemein auf Ihre Zeit in Malaysia zurückblicken: Was hat Ihnen dort besonders gut gefallen?
Julia Komp: Ich finde es spannend, dass so viele verschiedene Menschen und Kulturen in Malaysia friedlich zusammenleben. Little India, die Arab Street, chinesische Malaien und die vielen europäischen Einflüsse… Innerhalb kürzester Zeit ist man in einer komplett anderen Welt. Es gibt dort so viele verschiedene Nationalitäten! Man kann gar nicht unterscheiden, ob sie Touristen sind oder in der Stadt wohnen. Am ersten Tag saß ich einfach vor der Mall und habe mir die ganzen Menschenmassen angeschaut.
Generell sind die Menschen in Malaysia einfach supernett. Dort ist es unkompliziert. An einer Bushaltestelle habe ich zum Beispiel ein Paar aus Indonesien kennengelernt, mit dem ich abends essen gegangen bin. Alle, die ich getroffen habe, waren sehr nett und offen.
Tourism Malaysia: Welcher Hotspot steht auf dem Programm für Ihre nächste Malaysia-Reise?
Julia Komp: Ich würde gerne in den Dschungel und ins Landesinnere. Außerdem würde ich gerne einmal ans Meer. Es gibt also noch viel zu sehen. Ein konkretes Ziel habe ich aber tatsächlich noch nicht!
Tourism Malaysia: Da empfehlen wir auf jeden Fall eine Reise nach Langkawi, hier gibt es wunderschöne Strände. Im Landesinneren sind die Cameron Highlands besonders zu empfehlen – auch kulinarisch sehr interessant. Und die Stadt Malakka, hier gibt es einen starken chinesischen Einfluss.
Julia Komp: Danke – Malaysia hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich könnte mir sogar vorstellen, dort einmal zu leben!
Vielen Dank für das spannende Gespräch!